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Stanser Orgelmatineen

In der Pfarrkirche
jeweils Samstags
11.30 Uhr bis 12.00 Uhr
Eintritt frei kollekte

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Die Orgeln in der Stanser Pfarrkirche

Die Chororgel

8 Register, 1 Manual C-c“‚, 45 Tasten, kurze Oktave C-c, 405 Pfeifen, mitteltönige Stimmung.

1. Principal 8’ im Prospekt (original)
2. Flöüten 8’ Metall (teilweise original)
3. Octava 4’ (teilweise original)
4. Copel 4’ Metall (original)
5. Superoctava 2’ (teilweise original)
6. Quint 1 1/3′, repetiert bei fis” auf 2 2/3′ (original)
7. Zimbal 2-fach 1’ repetiert bei c’ und c” (rekonstruiert)
8. Regal 8’ (rekonstruiert)
Tremulant.

Ausführung: Niklaus Schönenbüel, 1646.

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Stans wurde während den Jahren 1641-1647 von Jakob Berger (Sursee) erbaut. Die Chororgel aus dem Jahr 1646 gehört zu den ältesten spielbaren Orgeln der Schweiz. Sie ist das einzige fast vollständig erhaltene Instrument des Orgelbaumeisters Niklaus Schönenbüel von Alpnach OW (1600-1668). Schönenbüel war seinerzeit ein gesuchter und vielbeschäftigter Orgelbauer, der nebenbei noch Handel und Weinbau betrieb. Aus seiner Werkstatt lassen sich u.a. Orgeln in Alpnach, Sachseln, Sarnen, Giswil, Engelberg, Schwyz, Altdorf, Erstfeld, Baar, Zug, Glis, Visp, Mariastein und Säckingen nachweisen, welche aber samt und sonders durch Feuer und andere Naturgewalten zerstört wurden oder dem Zeitgeschmack späterer Orgelbauströmungen zum Opfer fielen. Glücklicherweise ist der  originale Bauvertrag der Chororgel vom 11. Februar 1645 erhalten geblieben. Er wird im Nidwaldner Staatsarchiv aufbewahrt.

Abhandlung Mitt Meister Niclauss Schönenbüöl Beträffend ein Orgelwärkh auff dass Nüwe Gesanghauss etc. Auff Hut den 11 Hornung Ao. 45. ist ein Vertrag gemacht worden, mit dem frommen EhrenBesten Unnd wysen Meister Niclauss Schönenbüöl, Beträffend ein Orgelwärckh Uff Unser nüwess gesanghauss, welches Ihmme Meisteren ist anbevohlen zuo machen auff VoIgende Weyss, der noch Benampten verzeichneten .8. Registeren Unnd beygethanem tremulant. Erstlichen ein principal, Von .8. schuoen in der mensur. Zum anderen dessen ein Octava .4. schüöig. Dritens die superoctava .2. schuo. Zum Vierten ein quint Von 1 1/2 schuoen. Fünfftens ein Zimbeldupnä .1. schüöig. Das sächste aber sollen sein grosse flöüten in der mensur auch .8. schüöig. Zum Sibeten ein Copel oder gedacktes register Von .2. schuoen. Entlichen aber für dass Letste, soll darbey sein gutes Regale, in dem resonanz gleich den Vagoten. Es sollen alle disere register; Usgenommen dass regal; in der form Unnd Lieplikeit wie die zuo Engelbärg mit sampt dem register Zugen Von ysen, Unnd Clavier Vom grossen .C: bis zuo oberst widrum ins .C: gefünde… Dass Wärk soll mit Bälgen des winds noch nothwendigkeit, Unnd erforderung des sälbigen Bewärts sein… 

Die Orgel wurde im Chor an der Kanzelseite über der Sakristei aufgestellt. Am Fuss der zwei grössten Octava-Pfeifen sind zwei Inschriften angebracht, welche die Namen des Orgelbauers und seiner Gehilfen festhalten . „Herr Niclaus Schönenbüll des Raths, zu Underwalden ob dem Wald zu Altnacht hat dis wärck gemacht anno 1646”. „Hans Jacob Burger von Steinen und der zit zu Altnacht hat diss wärck geholfen anfangen und vollenden anno 1646”. Die Chororgel war zur liturgischen Gesangsbegleitung der „Schuolaren oder Partisten“ sowie für reines Orgelspiel bestimmt. Wenngleich das Instrument in seiner Grundsubstanz weitgehend erhalten blieb, musste es doch im Lauf der Jahrhunderte einige einschneidende Veränderungen erfahren, so z.B. den Zusatz eines Pedals mit Pfeifen aus einem „überflüssigen“ Register der grossen Orgel im 18. Jh., vermutlich gleichzeitig die Umkehr des Unterbaus mit der Spielanlage um 180 Grad und Zurückversetzung der Orgel unter den Chorbogen, später verschiedene Manipulationen an Stimmung und Tonhöhe durch Kürzerschneiden der Pfeifen, Elektrifizierung der Windzufuhr und Einbau eines Parallelbalges an Stelle der ursprünglichen Keilbälge. Nach der Wiederentdeckung des Originalvertrages folgten in den Jahren 1947 und 1969 die ersten Restaurierungsarbeiten. Das wertvolle Spätrenaissance -Instrument wurde in den ursprünglichen Zustand mit einem Manual und acht Registern gebracht. Vieles blieb jedoch noch unberücksichtigt. 1986 hat die Firma Hans J. Füglister aus Grimisuat VS in minutiöser Kleinarbeit jedes Detail der Orgel untersucht und nach bester Fachkenntnis wiederhergestellt. Zu den Restaurierungsarbeiten gehören der ursprüngliche Standort der Orgel mit Rückversetzen der Spielanlage, der Umbau der Traktur (Wellenbrett und einarmige Tastatur), Registerzüge aus Metall (gemäss Originalvertrag „…Von ysen“), das Ersetzen sämtlicher Pfeifenkerne durch bleihaltigere Legierungen, die Errichtung der ursprünglichen, handbetriebenen Keilbalganlage am alten Standort im Kirchenestrich (nebst dem Elektromotor), der Tremulant, die originalen Tastenlängen und schliesslich die Wiederöffnung des rückseitigen 4′-Prospektes. Die Stimmtonhöhe wurde den Pfeifenmensuren gemäss wieder tiefer angesetzt (432 Hz für a‘ bei 22 Grad Celsius), die Stimmung mitteltönig ausgeführt. Der Winddruck wurde nach sorgfältigen Versuchen auf 70 mm Ws festgelegt. Zur Signalgebung bei handbedienter Balganlage wurde eine Kalkantenglocke installiert.

Die Hauptorgel

43 Register, 3 Manuale C-g’’’, Pedal C-f’, 3083 Pfeifen.

Disposition herunterladen

Koppeln: Rückpositiv-Hauptwerk, Schwellwerk-Hauptwerk, Hauptwerk-Pedal, Schwellwerk-Pedal.
Spieltraktur rein mechanisch, Registertraktur sowohl mechanisch als auch elektronisch.
Ausführung: Orgelbau Mathis, Näfels, 1987.

Die ersten Hinweise über die Existenz einer Orgel in Stans gehen in die Jahre 1550 und 1594 zurück. 1645/46 wurde die oben beschriebene Chororgel von Niklaus Schönenbüel gebaut, 1684-1690 wurde eine grosse Orgel errichtet. Da dieses Instrument von schlechter Qualität gewesen sein muss, wurde 1710 Matthäus Abbrederis (1652-ca. 1725) aus dem vorarlbergischen Rankweil mit der Verbesserung und Erneuerung beauftragt. 1808 erfolgten Reparaturarbeiten und Umbauten von Heinrich Braun aus Spaichingen/Württemberg. Weitere Renovationen fanden statt 1824 durch Leodegar Kuster (Lunkhofen), 1880 durch Friedrich Goll in Luzern. 1922/23 erstellten die Gebrüder Goll eine neue Orgel mit 59 Registern, wobei der grösste Teil der alten Orgel abgebrochen wurde. So verschwand das noch in grösserem Umfang erhaltengebliebene Pfeifenmaterial von Abbrederis und Braun endgültig. Übrig geblieben sind nur noch Gehäuse und stumme Prospektpfeifen.

1987 hat nun die Firma Mathis in Näfels eine neue, dreimanualige, rein mechanische Orgel erstellt. Gehäuse und Prospektpfeifen von Abbrederis und Braun wurden übernommen. Das Rückpositiv – ein nachgewiesen ursprünglicher Bestandteil – wurde rekonstruiert und in die Emporenbrüstung eingebaut. 2008 wurde die Orgel von der Firma Mathis revidiert.

2014 wurde eine Doppelregistratur mit elektronisch gesteuerter Setzeranlage (Rieger) eingebaut.

Das Orgelpositiv

Ursprünglich wurde dieses Instrument 1991 für das Obere Beinhaus gebaut. Die Orgel musste abschliessbar sein. Die wenigen Profile wurden dem Altar entnommen und die Schnitzereien entsprechen dem Stil der Fenster. Diese wurden vom inzwischen verstorbenen J. z’Rotz, Holzbildhauer von Stansstad, ausgeführt. Das Gehäuse ist aus Fichte kombiniert mit Eiche.
Erbauer: Erwin Erni, Orgelbau, Stans.

Holzgedackt 8′
Flöte 4′
Principal 2′